04.03.2024

Adipositaszentrum - Westküstenkliniken helfen Kindern mit Übergewicht

Etwa 15 Prozent aller Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen 3 und 17 Jahren wiegen zu viel. Rund die Hälfte davon hat ein krankhaftes Übergewicht und braucht eine Behandlung.  Um ihnen umfassend zu helfen, arbeiten die Expertinnen und Experten der Kinderklinik und des Adipositaszentrums der Westküstenkliniken eng zusammen.

Dr. Thorsten Wygold bietet als Kinderarzt und Ernährungsmediziner eine Sprechstunde für Kinder und Jugendliche an, die zu dick sind. Ihr Gewicht liegt weit oberhalb der Gewichtskurve, die dem Alter nach normal wäre. Auf den Body-Mass-Index umgerechnet haben diese Kinder einen BMI von 30 und mehr. Ab einem BMI von 40 gelten sie als krankhaft übergewichtig.

„Die betroffenen Kinder und Jugendlichen sind meistens nicht alleine betroffen. Adipositas ist fast immer ein familiäres Problem mit weiteren adipösen Familienangehörigen, das nur durch eine konsequente und nachhaltige Umstellung der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten der gesamten Familie erfolgreich angegangen werden kann,“ sagt Dr. Thorsten Wygold und ergänzt: „Alle Betroffenen sind in der Regel sehr unglücklich wegen ihres Gewichts und entwickeln darüber hinaus in zunehmendem Maße Krankheiten, wie Diabetes Typ 2 und Arthrose und haben ein deutlich höheres Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall als Normalgewichtige. Das fatale dabei ist, dass adipöse Kinder und Jugendliche diese potenziell lebensbedrohlichen Zweiterkrankungen bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt bekommen können und die Auswirkungen auf die Gesundheit damit bereits im jungen Erwachsenenalter perspektivisch dramatisch sind.“

Dr. Thorsten Wygold ist einer der drei Chefärzte des WestKiz, dem Integrierten Medizinischen Zentrum für Kinder-und Jugendliche an den Westküstenkliniken. Zusammen mit den beiden Leitungen des Adipositaszentrums der Westküstenkliniken, Wiebke Buchholz und Dr. Steffen Krause, hilft der Kinderarzt betroffenen Familien dabei, Wege zu einer erfolgreichen und nachhaltigen Gewichtsreduktion zu finden.

„Wenn sich die Familie dazu entschließt, gemeinsam Gewicht zu verlieren, suchen wir im Rahmen eines systemischen Ansatzes nach kreativen Lösungen, bei denen sich die Familie gemeinsam motiviert und im Erfolgsfall auch belohnt“, erklärt der Kinder- und Jugendmediziner. „Wir verwenden dafür auch Elemente, die wir uns beim Betrieblichen Gesundheitsmanagement abgeschaut haben, um eine Gruppendynamik zu fördern.“

Eine Besonderheit für die Behandlung von krankhaftem Übergewicht im Kindes- und Jugendalter spielt dabei nach Wygolds Worten das Wachstum der Kinder: „oft reicht es aus, wenn die Kinder und Jugendlichen es schaffen, nicht weiter zuzunehmen. Dann können sich ihre Kilos gleichsam auswachsen.“

Die Ursachen für das krankhafte Übergewicht bei Kindern sind die gleichen wie bei Erwachsenen auch, erklärt Dr. Steffen Krause. „Meist liegt eine genetische Disposition vor. Der Körper kann die aufgenommene Energie nicht so gut verstoffwechseln und legt Fettreserven an. Wenn dazu noch eine falsche Ernährung und mangelnde Bewegung kommt, steigt das Gewicht schnell an.“

Dr. Steffen Krause und Wiebke Buchholz leiten das Adipositaszentrum der Westküstenkliniken. Seit sieben Jahren behandeln sie mit ihrem Team Erwachsene mit krankhaftem Übergewicht. Das Zentrum ist aufgrund der hohen Expertise und Qualität seit 2020 als Referenzzentrum für Adipositaschirurgie zertifiziert. Gut 270 bariatrische Eingriffe wurden beispielweise 2023 vorgenommen.

„Kinder operieren wir aber nicht und Jugendliche nur in absoluten Ausnahmefällen“, stellt Frau Buchholz klar. Die Gründe dafür sind einfach. Nach einer Verkleinerung des Magens können nicht nur weniger Kalorien aufgenommen werden, auch wichtige Nährstoffe finden nicht mehr in ausreichendem Maße ihren Weg in den Körper und müssten ein Leben lang ersetzt werden. „Das wollen wir vermeiden“, so Oberärztin Buchholz.

In zwei Fällen kamen Dr. Thorsten Wygold und Dr. Steffen Krause jedoch zu dem Schluss, dass die jugendlichen Patienten durch die OP mehr Vor- als Nachteile hatten.

„Aber auch hier haben wir mit der Schlauchmagen-Operation eine OP-Methode angewandt, bei der es auf lange Sicht seltener zu möglichen Mangelerscheinungen kommt“, erklärt Dr. Krause.

Damit aber erst gar nicht operiert werden muss, drängen die drei Experten darauf, Übergewicht bei Kindern frühzeitig ernst zu nehmen und nicht mit Moppeligkeit zu verniedlichen.

„Je früher drohendes Übergewicht und Risikofaktoren erkannt werden, desto besser können wir sie behandeln und die Weichen für ein langes und gesundes Leben stellen“, so Dr. Thorsten Wygold, Dr. Steffen Krause und Wiebke Buchholz.

Ein Gespräch mit Dr. Thorsten Wygold und Dr. Steffen Krause zu dem Thema können interessierte auch auf dem YouTube-Kanal der Westküstenkliniken nachschauen und –hören.

Helideck-Talk - Adipositas bei Kindern - YouTube